Gartenarbeit im öffentlichen Raum (öffentliche Gärten, Pflanzkübel, Baumscheiben, ...)

Was würde passieren, wenn .... ?

Was wäre, wenn die Einwohner anfingen, auf öffentlichen Plätzen zu gärtnern und sie sich um diese Plätze kümmern würden? Kann Natur den öffentlichen Raum verschönern?

Tomatenpflanzen würden Geranien ersetzen, kleine Mini-Gärten würden am Straßenrand oder in Parks entstehen, …. Das dort angepflanzten Gemüse und Obst würde Gemeingut sein.

Ist das möglich? Finden Sie es heraus!
Und vielleicht werden auch Sie inspiriert, ein Pionier der Gartenarbeit in der Großstadt zu werden. 

Objectives

Ziele der Aktivität:

  • Verbesserung der Bodenbeschaffenheit (geringere Austrocknung, belüfteter Boden, ...)
  • Erhöhung der Artenvielfalt im städtischen Raum (kleine Biotope entstehen)
  • Verschönerung/Dekoration des Stadtteils
  • Mit wenig Geld können die Anwohner einen kleinen Garten direkt vor ihrem Haus gestalten.

Ziele des Leiters der Aktivität:

  • Die Schaffung und Pflege eines Gemeinschaftsgartens im öffentlichen Raum.
  • Erhöhtes Verantwortungsbewusstsein der Anwohner für ihren Stadtteil.
  • Die Zusammenarbeit zwischen Anwohnern und der Kommune wird gestärkt.
  • Es entsteht ein öffentlicher Raum, in dem eine freie und offene Beteiligung möglich ist. Er ist an die gesamte Nachbarschaft adressiert, denn der Garten benötigt eine kontinuierliche Pflege und Fürsorge.
  • Durch das gemeinsame Gärtnern und Ernten entsteht eine Gemeinschaft, die gegenseitig voneinander profitieren kann. Es entstehen bessere Beziehungen in der Nachbarschaft, in der alle an den geernteten  Nahrungsmitteln partizipieren können.

Ziele des Grundtvig-Programms für Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen:

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
  • Aktive Teilhabe und Bürgerengagement (Dies ist hier der Schwerpunkt, denn die Bürger entscheiden in Absprache mit der Gemeinde, was sie wo pflanzen.)

 

Materials

Liste der benötigten Materialien zur Umsetzung der Aktivität:

  1. Ein öffentlicher Raum, der bisher nicht genutzt wurde oder Pflanzkübel, die zusätzlich aufgestellt werden. (Diese können auch aus recycelten Materialien bestehen oder selbstgebaut sein.)
  2. Bewässerung: kann durch die Kommune oder von den Anwohnern selbst übernommen werden.
  3. Öffentlichkeitsarbeit: Um darauf aufmerksam zu machen, können Infotafeln angebracht, Flyer verteilt, gemeinsame Veranstaltungen organisiert, Artikel in der Zeitung veröffentlicht werden, usw.

Liste der benötigten Materialien für die teilnehmenden Gärtner:

  1. Gartengeräte
  2. Samen und Pflanzen
  3. bei Bedarf Materialien zum Bau von Pflanzgefäßen

 

Implementation

Voraussetzungen:
Es ist nicht immer notwendig, eine offizielle Organisation zu gründen und einen Verantwortlichen zu benennen. Entscheidungen können gemeinschaftlich beschlossen werden, z.B. über soziale Netzwerke wie Facebook oder E-Mailverteiler. So wird beispielsweise im Garten „the open space“ in Italien gearbeitet (siehe Kontakte).
Jedoch fordert die öffentliche Gemeinde häufig einen Vertrag, dazu wird eine formale Gründung eines Vereins nötig (z.B. Pflanzkübel-Projekt in Berlin, siehe Kontakte).

Wissen über Gartenarbeit und Gartengestaltung ist wünschenswert. Es ist ausreichend, wenn einige Experten unterstützend mitarbeiten. Die anderen Teilnehmer lernen nach der Methode „Learning by doing“.


Umsetzung:
1. Auswahl und Vorbereitung des Garten:

  • Kontaktaufnahme mit der Kommune/Gemeinde
  • Auswahl von geeigneten öffentlichen Orten (öffentliche Plätze,  Pflanzkübel, Baumscheiben, Kreisverkehrsplatz, ...)
  • Vertrag mit dem zuständigen Verwaltungsamt, um die Bedingungen für das Bepflanzen und die Pflege festzulegen (erlaubte oder verbotene Pflanzen, Festlegung der Wasserversorgung, Beetbegrenzung, …). Solch ein Vertrag ist nicht immer notwendig, aber empfehlenswert.

2. Anlegen des Beetes/Gartens:

  • Überlegen Sie sich einen Termin, bei dem Sie den Ort öffentlich als ein Gemeinschaftsbeet vorstellen. Laden Sie interessierte Menschen aus der Nachbarschaft, Experten sowie Personen aus der Verwaltung dazu ein. Es ist möglich, dass erstmal niemand kommen wird, es ist aber auch möglich, dass es viele Interessierte gibt, von denen einige dann auch mitarbeiten wollen.

3. Überlegen Sie sich die Ausgestaltung des Gartens:

  • Hier sind ein paar Hinweise, die Sie bedenken sollten, wenn Sie einen langlebigen urbanen Garten anlegen wollen. Wie bekommen Sie z.B. organisches Material an einen öffentlichen Ort, wenn der Boden nicht besonders fruchtbar ist? Soll der Ort vor Hunden geschützt sein und wie? Wer übernimmt die Pflege? Wer ist Ansprechpartner? Was, wenn noch mehr Menschen einen kleinen Platz zum Gärtnern suchen? Wie soll gedüngt werden?

4. Beginnen Sie, den Garten zu würdigen:

  • Wenn es Zeit für die Ernte ist, können Sie ein gemeinsames Erntefest organisieren. Stellen Sie Hinweistafeln auf, die über den Garten und die Pflege informieren.


Den Garten weiterentwickeln – weitere Ideen und Vorschläge für Ihren Garten:
Setzen Sie sich mit anderen Gruppen zusammen, die ähnlich arbeiten.
Beziehen Sie Schulen und Soziale Zentren mit ein.
Überprüfen Sie Ihr Experiment, indem Sie das Projekt evaluieren, auswerten und Ihr Wissen erweitern.
Beziehen Sie andere Aktivitäten in Ihren Garten mit ein (Samenbomben herstellen, Brunch im Garten, Hochbeete bauen, ... ).

 

Evaluation

Ziele und Indikatoren:
1. Beteiligung der Anwohner und dadurch die Schaffung von neuen sozialen Beziehungen.
Positive Indikatoren: Anzahl der bearbeiteten Plätze, Anzahl der Teilnehmer und Unterstützer.

2. Schaffung von Bewusstsein für den öffentlichen Raum.
Positive Indikatoren: Pflege der Beete, Gemüse zur freien Verfügung
Negative Indikatoren: Vandalismus, Vernachlässigung

3. Qualität der Pflanzen
Positive Indikatoren: Möglichkeit, an mehreren Stellen gärtnerisch tätig zu werden. Nicht-Vorhandensein von verbotenen, gefährlichen (mit Dornen) und giftigen Pflanzen. Ästhetik in diesem Bereich.
Negative Indikatoren: verwelkte und ungepflegte Pflanzen, schlecht gepflegte Beete

4. Nachhaltige Entwicklung:
Positive Indikatoren: ökologische Anbauverfahren, Artenvielfalt, Produktion von Lebensmitteln

 

Tips

Varianten in der Umsetzung:

1. Der anonyme Gärtner fordert die Anwohner zum Gärtnern auf.
Ein Garten in Frankreich hat diese humoristische Variante des Gärtnerns ausprobiert. Hier ist die Geschichte dazu. Zuerst wurde ein imaginärer Charakter erfunden, sein Name ist: „der unsichtbare Pflanzer“. Während der Nacht kommt dieser Gärtner in die Stadt zu öffentlichen Plätzen, pflanzt dort Gemüse an und sät Samen aus. Gleichzeitig hinterlässt er den Anwohnern eine Nachricht und fordert sie auf, sich ab nun um die neuen Pflanzen zu kümmern und auch selbst weitere Gemüsepflanzen für den eigenen Verbrauch anzupflanzen.
Die Gärtner haben die Figur am Leben erhalten, sie haben Briefe an die Schulen und die Verwaltung geschrieben, Plakate aufgehängt und mit Schablonen gesprüht.
Die Gärtner boten zudem Workshops an, bei denen sie zusammen mit Schulen, Freizeiteinrichtungen, Vereinen und Händlern die Straßen begrünten. Mit dieser Aktion wurden kleine Gemüsegärten in die Straßen gebracht. Diese Pflanzkübel werden von den Einwohnern in Kooperation mit der Verwaltung betreut. Jeder, der sich um die Pflanzen gekümmert, darf auch ernten – das sind die Spielregeln.

2. Aktion „Unglaublich essbar“:
Die Bewohner stellen Räume zur Verfügung, die nicht der Gemeinde gehören (Fensterbretter, Türschwellen, private - aber öffentlich zugängliche – Gärten und Gehwege). Hier wurden nun Pflanzgefäße platziert und mit Gemüse bepflanzt. Hinweisschild werben mit: „Kostenloses Gemüse zum Mitnehmen“ und informieren die Passanten, dass alles hier Gewachsene der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.